Über den Wehrdienstberater habe ich die Möglichkeit erhalten ein dreitägiges Truppenpraktikum beim Jagdbombergeschwader 32 ECR in Lagerlechfeld durchzuführen. Die möglichkeit lies ich mir natürlich nicht nehmen! Gestern bin ich wieder nach hause gekommen - und hier ist der Bericht dazu:
*WICHTIG* Die Bider stammen nicht von mir, da in Lechfeld absolutes Fotoverbot herrschte. Die meisten Fotos stammen von den Flying Monsters, manche wurden aber auch nicht in lechfeld aufgenommen (sind gekennzeichnet) *WICHTIG*
TAG 1
Montag früh gings um 7 Uhr ab Karlsruhe los. Umsteigen in Stuttgart und dann in Augsburg in die Regionalbahn. Weitere 20 Minuten später kam ich dann um 10:16 am Bahnhof Lagerlechfeld an. Bin dann an die Hauptwache gegangen - die hatten natürlich keine Ahnung, aber ein Telefonat und 5 Minuten später war dann alles geklärt und ich wurde durch einen Soldaten mit einem Mercedes Sprinter abgeholt. Dabei wurden mir Sperrzonenausweis, sowie Zimmerschlüssel (einzelzimmer :) ) übergeben. Dann landete ich bei Stabsfeldwebel Höfling, der das ganze betreute. Nach 15 Minuten einführungsgespräch wurde ich dann direkt zur fliegerischen Truppe (Staffel 2, die Flying Monsters) gebracht. Bis jetzt hatte ich die Tornados nur hören können...
Dort begann dann ein langes Gespräch mit einem Waffensystemoffizier (WSO), der mir wirklich viel über Ausbildung, Tagesablauf, etc... erzählte. Ich wurde von ihm dann durch die Missionsplanungs-, Briefing- und Debriefingräume geführt und durfte letzten Endes sogar einem Briefing lauschen.
Am Ende dieser mehrere Stunden langen Tour wartete noch ein riesieges Bonbon auf mich. Bislang waren die Bundeswehrsimulatoren Besuchern und Praktikanten verwehrt geblieben. Der Kommodore hatte aber erreicht, dass ich selbst im Simulator platz nehmen durfte! Zunächst war aber ein Pilot/WSO Gespann dabei eine Prüfung zu absolvieren. Nachdem sie mittels einer Harm-Rakete die Radaranlage einer AA Stellung ausgeschaltet hatten, sorgten die überwachenden Offiziere mittels Knopfdruck dafür, dass erst das Fluglagesystem einen sog. "Pitch Error" erlitt (dieser sorgt dafür, dass die "Spagetti" gerufenen Fluglageanzeiger im Hud nach und nach auswandern und so nicht mehr mit der tatsächlichen Lage überein stimmen.). Eigentlich kein Problem - wäre da nicht der verflixte Nebel. Aber der Pilot bemerkte den Fehler und konnte so die FLuglage stets angleichen. Da dies noch nicht genug schien, wurde kurzerhand die rechte "Gearbox" zerlegt. (Die Gearbox versorgt verscheidenste Elektrische und Hydraulische Systeme mit Energie) Dadurch fiel auch sofort das rechte triebwerk aus. Doch der Pilot schloss den X-Drive (verbindet linke mit rechter Gearbox) und startete das Triebwerk neu. Die überwachenden Offiziere wollten es nun genau wissen und legten letzendlich den X-Drive lahm. Das rechte triebwerk ging sofort wieder aus und etliche Systeme versagten. "This is 46-26 Declaring Emegency!" kam es über Funk. Im Cockpit ging es langsam hektisch zu - shcließlich musste der Pilot kämpfen um seine Maschine in der Luft zu halten. 4 Minuten später war alles vorbei: Hart aber korrekt setze der Tornado auf der Virtuellen Landebahn auf und kam Mangels Radbremsen (durch rechte Gearbox versorgt) erst nach knapp 1km zu stehen. Glückwunsch, Prüfung bestanden!
Nun war ich dran. Rein ins Cockpit und ab gings... Naja, fast. Erstmal zurechtfinden. Soviele Hebel und Knöpfe auf einmal, das verlangt konzentration. Nunja, sonderlich anders als am PC wirds auch nicht sein, also los: Klappen auf Startposition, Nachbrenner rein, Fußbremsen gelöst und ab ging die Lutzi! Bei 170 Knoten leicht am Knüppel gezogen und der "Omnibus der Luftwaffe" hob ab. Fahrwerk rein, Klappen rein, Nachbrenner aus- geschafft! Der Virtuelle Tornado flog durch die Luft. Und nun sei gesagt: Selbst PC-Sims wie "Lock On" kommen nicht annähernd an diesen Bundeswehrsimulator heran. Ein wenig das Ding durch die Lüfte gekarrt und festgestellt: Das reine fliegen eines solchen Gerätes ist wahrlich kein Hexenwerk. Wahnsinnig träge aber ruhig liegt der "Faltdrache" in der Luft. Nach 10 Minuten passiert es dann: Alle Instrumente drehen sich im kreis, das Flugzeug verliert an Fahrt - der Bildschirm ist plötzlich schwarz. Nein, ich hatte den virtuellen Vogel nicht in den ebenso unechten Boden gebohrt.... Der Simulator hatte kurzerhand einen ordentlichen Absturz erlitten und somit die Simulation unterbrochen. Schade... Trotzdem eine geniale erfahrung!
Um 16:00 wurde ich dann abgeholt und der erste Tag war zu Ende...
TAG 2
6:30 aufstehen, waschen und frühstücken gehen (das essen in der Kantine der Lechfeldkaserne ist übrigens sehr gut und lässt sich (zumindets beim Frühstück) durchaus mit einem Hotelfrühstück vergleichen!). Um 7:45 wurde ich abgeholt und zum Rada und der Luftüberwachung gefahren. Mal wieder ein langes gespräch mit dem mir zugeteilten Soldaten, bei dem es um die Ausbildung, Aufgaben und Tagesablauf eines Flugüberwachungsoffiziers ging. Dann durfte ich tatsächlich in den Radarraum. Und was seh ich da? Geräte die mir aus alten Kriegsfilmen irgendwie bekannt vor kommen. Der Offizier lächelt und sagt: "Das hier ist absoluter High-Tech! Du musst nur ins Museum in München fahren, da stehen exakt die gleichen Geräte! (Das ist durchaus ernst gemeint...) Das Ding hier (er zeigt auf einen großen Radarschirm) haben die Amis übrigens im Koreakrieg genutzt..." Traurig aber war. ur-alte geräte, mit denen unsere Jungs da vorlieb nehmen müssen. Nach dem ich lange in die Funktionen der Geräte, die Aufgaben der SOldaten und des Ablaufs eingewiesen wurde, ging es dann hoch in den Tower. Ich untehrielt mich etwa 10 Minuten mit den Jungs da oben (die übrigens meistens am zeitung lesen waren

) und staunte, dass es hier kaum Geräte gab - wozu auch? War ja nur der Tower, dieser arbeitet ja nach VFR. 10 Minuten später war es dann soweit... Das erste mal, dass ich einen Tornado sehen konnte. Etliche hudnert Meter entfernt wurde er per Unimog geschleppt... Ein schöner Vogel! Aber so schnell er da war, war er auch wieder weg. Ich hatte ihn ohnehin nur im Fernglas erkennen können. Eine weitere halbe Stunde später war es dann soweit: Eine Tornado Rotte setzte zur Landung an. Der Anblick als die Maschinen wenige Meter über der Rollbahn (etwa 10 Sekunden vor dem Aufsetzen!) aus dem tief hängenden Wolken stachen war einfach unglaublich.
12:30 ging es dann zum Mittagessen... und um 13:00 wurde ich dann wohl zum interessantesten teil abgeholt. Es ging in die Lehrwerkstatt. Was sich zunächst langweilig anhörte (da der Job "nur" fü Hauptschüler und im bedingten Maße für Realschüler eignet) stellte sich bald als wahnsinnig interessant heraus. Nach 20 Minuten Gespräch und einem 15 minütigen Besuch der Geschwadereigenen Metallwerkstatt gingen wir in eine große Halle. Als wir die Tür öffneten wurden meine Augen groß, verdammt groß. Was stand da? 2 Tornados, 2 F104G Starfighter Eine Dornier Do 28 sowie eine alte Piaggio...
*BILDER NICHT AUS LECHFELD*

*BILDER NICHT AUS LECHFELD*
Wie groß so ein Tornado ist kann man sich garncht vorstellen! Ich konnte aufrecht unter der Tragfläche durchgehen und ein Sprung aus dem Cockpit hätte wahrscheinlich das ein oder andere Gelenk zerbröselt... Zunächst ging es an den Starfighter... Haube auf und drin saß ich. Wow, was für ein Gefühl. Das Cockpit enger als das einer BF 109, vor der Scheibe eine kurze Nase und hinten ein gewaltig langer A... pardon, Hintern. Als ich auf die ganzen Anzeigen schaute und das mechanische Seitenruder bewegte wurde mir mulmig - nein, mit diesem Flieger möchte ich nicht fliegen müssen. Hut ab vor den Leuten, die den "Wittwenmacher" Tag für Tag flogen!
*BILD NICHT AUS LECHFELD*

*BILD NICHT AUS LECHFELD*
Danach ging es an den Tornado. Wow, ich darf in dem Vogel sitzen! Also rein ins Vergnügen. Cockpit und WSO Platz sind wesentlich ergonomischer und bieten deutlich mehr Platz als der Starfighter - dennoch merkt man der Konstruktion ihr Alter an. Ich bekomme wieder jede Menge Fakten und erklärungen und steige nach 20 Minuten zufrieden aus dem Jet.
*BILDER NICHT AUS LECHFELD - kein ECR Tornado*

*BILDER NICHT AUS LECHFELD - kein ECR Tornado*
Jetzt ging es weiter... Ich durfte jede Klappe des Flugzeuges öffnen (und das sind einige!) kroch in jeden Wartungsschacht und zum Schluss sogar in den Einlass der Triebwerke. Ca. 4 Meter geht es in den Bauch des Flugzeugs... Alles ist abgerundet und glatt. Durch die Dunkelheit stosse ich an das Schaufelrad. Beeindruckend diese große Turbine vor sich zu sehen - aber irgendwie auch ein beklemmendes Gefühl. Schließlich sitzt man wie eine Maus in der Falle vor einer Luftschraube, die im Stande ist den menshclichen Körper binnen Sekundenbruchteile in seine Einzelteile zu zerlegen! Ich fasse das Rad an und versuche es zu drehen. Unfglaublich, das gesamte Triebwerk lässt sich ohne Probleme mit dem kleinen Finger drehen!
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »topracer« (8. Dezember 2005, 19:34)