Eigentlich ist das ein Thread, der wohl eher in mein (nicht existierendes) Tagebuch gehört - aber irgendwie muss ich mich einfach schriftlich mitteilen... also wenn's euch nicht juckt, lest das nachfolgende einfach nicht.
Wie der ein oder andere hier schon weiß, plane ich in baldiger Zukunft den PPL-A SEP (Private Pilot License for Airplanes, Single Engine Pistons) anzugehen. Aufgrunddessen hat mir meine Mutter zu meinem heutigen zweiten Geburtstag ein unglaublich tolles Geschenk gemacht, nämlich den Mitflug in einer Cessna Skyhawk SP.
Ich habe mich wahnsinnig auf diesen heutigen Tag gefreut und auf gutes Wetter gehofft, was wir glücklicherweise auch hatten. Ich habe mir sogar extra schon vor Wochen dafür Flight Simulator 2004 und einen Joystick gekauft, um mich auf den Flug vorzubereiten. Ich wollte nämlich dem Piloten viele Fragen stellen - hätte ich geahnt, dass meine Fragen ganz zwanglos aus der Praxis heraus entstehen würden...
Nachdem wir dem überaus netten und jungen Piloten (Flugschein CPL-A) vorgestellt wurden, stellte sich sehr schnell heraus, dass die Chemie zwischen uns beiden stimmte, wir beide nicht den anderen Snobs und Neureichen des GAT (General Aviation Terminal) am Flughafen entsprechen. Ich habe dem Piloten erzählt, dass ich Flugschein machen möchte und ihn gebeten, nicht zu lachen, als ich ihm sagte, ich hätte für den Flug heute schon FlightSim04 gespielt. Er lachte nicht, meinte sogar, das sei ein sehr reelles Spiel, das er selbst auch hat.
Wir haben gemeinsam das Flugzeug (übrigens eine Piper Archer II - geil!) geprüft, wobei er mir zunächst das Fliegen erklären wollte. Nachdem ich aber festgestellt hatte, dass seine Grundlagen mir alle eben durch vorgenanntes Spiel bekannt waren, gingen wir einen Schritt tiefer rein.
Die Kontrolle war interessant, genau so wie das rudimentäre Starten des Motors. Was ein unglaublich geiles Feeling, wenn das ganze Flugzeug beim Starten wackelt und kracht und dann der Propeller starken Wind erzeugt und die Tür zuwirft. Ich habe die Tür dann leicht offen gehalten, um etwas frische Luft zu bekommen. Die Instrumente sind wirklich genauso, wie in FlightSim. Aus dem Grunde habe ich mich auch (fast) gefühlt, als säße ich am Notebook. Sogar das Garmin GPS war genauso, wie man das im Spiel sah.
Nachdem der Pilot Freigabe zum Rolling an die Startbahn erhielt, überraschte er mich zugleich: er meinte, ich solle das Flugzeug auf der gelben Linie halten und an Charly einbiegen. Das ist gar nicht so einfach, weil das Flugzeug immer leicht seitlich treibt. An der Haltelinie vor der Bahn haben wir dann gemeinsam noch mal die letzten Checks gemacht, den Motor etwas hochgedreht. Dann durfte ich auffahren. Der Pilot betätigte das Gas und sagte mir, ich solle über Überziehgeschwindigkeit den Steuerknüppel herziehen - er überlies mir die Steuerung vom Start ab! Ich flog zunächst nach VFR (Sichtflugregeln) auf den Fernsehturm zu, bog dann knapp davor auf 090° ein.
Was ein unglaubliches geiles Gefühl, als der Motor hochdrehte, wir beschleunigten und ich das Flugzeug hochzog. Zwar hatte er die ersten paar Sekunden das Steuerhorn noch in der Hand, ließ mich aber ab dem Augenblick gänzlich alleine steuern. Ich hätte nicht geglaubt, dass es wirklich exakt so ist, wie auch im Spiel. Glücklicherweise wusste ich daher auch alle Instrumente und seine Anweisungen umzusetzen, konnte auch die einschätzen, wie man vermutlich fliegen muss.
Und ohne mich jetzt in den Himmel heben zu wollen - aber er sagte mir, es klappe prima, perfekt. Natürlich war es kein einwandfreier Flug, mir fiel es nämlich schwer unter den Wolken durch die Aufwinde die Höhe richtig zu halten, so dass wir desöfteren schwankten. Natürlich war es auch im Kurvenflug nicht ganz einfach, weil man immer auf mehrere Dinge gleichzeitig achten muss (Steuerhorn drehen, ziehen, Pedale mitbetätigen, Vari/Neigungsanzeige, Kursanzeige, Horizont) und natürlich war auch der nicht perfekt - sprich schon 1a den Kurs getroffen und auch sanft eingelenkt, aber eben Höhe nicht immer gut gehalten, sondern halt mal 100 Fuß runter oder hoch. Außerdem hatte ich Probleme, mich nach den Sichtflugregeln am Horizont zu orientieren. Im Spiel hatte ich gelernt, stattdessen das Vari(ometer) zu benutzen, wobei dieses, wie ich wiederum heute erfuhr, träge ist und erst dann reagiert, wenn die Lage eh schon falsch ist. Allerdings bekam ich nach etwas Zeit dann mehr Gefühl dafür. Natürlich hat der (eigentliche) Pilot den Funkverkehr übernommen, wobei ich ihn über Lautsprecher mithören konnte. Die Landung hat er dann selbstverständlich mit mir gemeinsam gemacht, weil es zumal noch eine relativ schwierige Kurzbahnlandung kurz vor einem größeren Flugzeug war. Sprich ich war am Steuerhorn und er hat bei falscher Bewegung nachgeholfen.
Im Grunde genommen bleibt festzustellen, dass der Einstieg ins Fliegen gar nicht so schwer ist, wie man das zunächst annimmt. Selbstredend muss man viel wissen, auch für den Notfall bereit sein, Funk, die Technik, die Navigation und die Flugphysik im Allg. beherrschen. Aber wenn man sich mal etwas vorgebildet hat und ein bisschen weiß, wie die Sache von statten geht, mal einige Zeit am FlightSim verbracht und dort dann auch eine extrem feine Hand entwickelt hat, geht es echt erstaunlich gut. Ich war und bin nach wie vor begeistert.
Was soll ich sagen? Es war verdammt geil. Ich hätte nie und nimmer erwartet, das Flugzeug ganz alleine steuern zu dürfen. Schon ohne das hatte ich mich natürlich extrem auf den Flug gefreut, aber das war natürlich der Hammer schlechthin. Natürlich auch verdammt fair vom Piloten, denn ich sollte nur mitfliegen, eine Probeflugstunde kostet nämlich weit über das Doppelte. Ein Erlebnis, das ich sicher nie vergessen werde. Unglaublich, sprachlos...
(Bilder im Flug gemacht von meinem Vater, saß hinten)