wie würde dein modell aussehen falk?
Da hab ich mir wiederum reichlich Gedanken drüber gemacht. Im Gegensatz zur losen Partnerschaft bindet der Trauschein ja kraft Gesetzes extrem, zudem ist es in Deutschland auch mit großem Aufwand verbunden eine Ehe wieder aufzulösen. Dazuhin sind die Vermögensgegenstände beider gefährdet, weswegen optimalerweise zur Ehe ein Ehevertrag zu schließen ist statt einer Zugewinngemeinschaft. Grundsätzlich mal alles in der Grundidee in Ordnung, aber Segen und Fluch zugleich, denn:
- Ich will mich meiner Partnerin gegenüber gerne auch auf Dauer verpflichten, um ihr auch in schlechten Zeiten beiseite zu stehen. Bei der Ehe sehe ich aber die Gefahr dass die Verpflichtung nicht mehr frei empfunden und eingegangen wird, sondern ein gegebener Standard kraft Gesetzes ist und einem deshalb die Entscheidungsfreiheit eingeschränkt wird. Heißt: wenn es mit meiner FREUNDIN schlecht läuft habe ich die Entscheidung ob ich aufgrunddessen wirklich etwas wegwerfen möchte. Läuft es hingegen mit der FRAU schlecht, entsteht ein Zwang - entweder so weiterleben mit allen Konsequenzen (und sei es nur eine erzwungene Besserung) oder die teure + aufwendige Scheidung einleiten. Grundidee: "Trennung nicht überstürzen" - mögliches Ergebnis: "Kann sich nicht trennen - ich brauche in die Ehe nichts mehr zu investieren".
- gemeinsames Vermögen und gemeinsamer Vermögensaufbau kraft Ehe ist für mich persönlich untragbar. Also müsste ich mit meiner PARTNERIN einen Vertrag abschließen und diesen Gedanken finde ich wiederum dermaßen ekelhaft, dass es für mich nicht in Frage käme. Auch und gerade in einer Partnerschaft finde ich wichtig, dass beide Parteien finanziell
völlig autonom sind und nur deshalb miteinander zusammenleben, weil sie ihr Leben miteinander teilen MOECHTEN, nicht weil sie aufgrund finanzieller Abhängigkeit (oder dgl.) MUESSEN. Aus diesem Grunde kommen für mich auch nur beruflich gefestigte Frauen in Frage. Dass man sich gegenseitig in Notsituation hilft, keine Frage. Aber nur, weil man es Fall für Fall möchte, nicht weil man es muss. Grundidee "Frau bekommt Kinder, Mann arbeitet, deshalb braucht Frau Sicherheit" - in heutiger Zeit völlig überkommen.
- dem Ehe-Partner stehen beim Nachlass und im Todes-/Krankheitsfalle beachtliche Rechte zu, die z. T. die von direkten Verwandten (Eltern bspw.) deutlich übersteigen. Das finde ich nicht in Ordnung, ich möchte gerne selbst entscheiden wem ich Rechte an meinem Körper und Nachlass gebe; das ist grundsätzlich auch bei der Ehe möglich, aber dort muss ich Dinge umständlich ausschließen, während ich bei einer Partnerschaft Dinge bewusst einschließe.
- die steuerliche Ersparnis der Ehe halte ich in Anbetracht dessen für vernachlässigbar
Deshalb wäre mein persönlicher Weg ein reines Partnerschaftsversprechen, sprich ein völliges Vertrauensverhältnis statt einer gesetzlichen Basis. Die rein kirchliche Hochzeit wäre grundsätzlich auch noch eine Option da rechtlich nicht bindend, aber mit der dortigen Endgültigkeitsformulierung der Ehe tue ich mir auch schwer. Es gibt sicher Partnerschaften die ein Leben überdauern; ein kleiner Teil davon ist dann auch tatsächlich glücklich miteinander. Die Chance halte ich aber für zu gering, als dass ich jemandem versprechen könnte mit ihm ein Leben lang zusammenzubleiben. Das ist ungefähr wie beim Tattoo: du weißt, dass es dir heute gefällt. Vielleicht auch morgen noch. Ob du dich aber in zwanzig Jahren noch damit identifizieren kannst, ist unsicher. Ich fühle mich an mein Wort aber gebunden, und zwar nicht nur nach Lust und Laune, sondern so wie ich es formuliert habe. Also überlege ich lieber zweimal, was ich jemandem verspreche und ob ich es auch tatsächlich halten kann.