War abzusehen, dass Leute auf meine provokante Aussage anspringen. Schade aber, dass größtenteils nur wieder Stuss wie das nachfolgend zitierte zurückkommt, bei dem man einfach merkt, wie toll das politische Tagesgeschehen mitverfolgt wird.
Original von xGERxSpiderx
Viel Ahnung von Politik hast du ja jedenfalls nicht.
Mag sein, Mr. Strafarbeit, aber du tust dir ja schon schwer damit, gescheit zu lesen, zu verstehen und es anhand des politischen Alltags umzusetzen. Wie soviele andere auch.
***
Nachdem ich mir jetzt schon die Mühe hier mache, lest es gefälligst ordentlich durch bevor ihr was antwortet. Wer jetzt noch Dreck drauf schreibt der vollkommen dran vorbeigeht, fliegt ganz einfach.
Ich will hier keine Parteiprogramme durchgehen - das ist alles viel zu aufwendig. Ich will nur das schildern, was man schlicht nicht vergessen darf. Politik war noch nie objektiv. Hinter der Politik stehen schon seit jeher Leute, die für ihre Ideale eintreten und damit in Teilen sogar höchst subjektiv handeln. Allerdings, und das ist unbestreitbar, gibt es Ideale die einem Land mehr helfen als andere - und genau die gilt es herauszufinden.
SPD
Falsch und zu kurz gedacht ist zu glauben, es sei nicht wichtig wie sich ein Kanzler gegenüber dem Ausland präsentiert. Schröder hat Deutschland allein durch sein charismatisches, gepflegtes und gewandtes Auftreten ganz anders dastehen lassen als Kohl noch und als Merkel es wieder tun lassen wird. Dass so etwas unter anderem auch sehr wichtig ist, zeigen die außenpolitischen Erfolge. Schröder wusste genauso wie der Weg für Deutschland aussehen kann: er ist Reformen angegangen, wo andere sich auf ihren Lorbeeren ausgeruht haben. Er hat Deutschland nach innen gesichert, indem er sich selbstbewusst gegen den Irakkrieg entschieden hat (die CDU hätte anders reagiert). Schröder war im Übrigen auch einer derjenigen, der sich von ganz unten nach oben gearbeitet hat und daher sehr wohl weiß, was es heißt, nichtvermögend zu sein. Bevor man jetzt also Schröders Fähigkeiten auf einen Medienkanzler reduziert, muss man klar sehen und mal die letzten sieben Jahre Revue passieren lassen. Das wurde hier von
allen vollkommen versäumt. Um Stichworte zu nennen: CDU als teils richtig kindische Opposition, starke Bundesratsübermacht, ein Volk das wegen jeder Reform gleich geheult hat und eine Partei, die in sich gespalten ist. Natürlich darf man auch die Versäumnisse der Partei nicht vergessen oder schönreden: wir haben definitiv eine höhere Arbeitslosigkeit, die allerdings u. a. auch von neuen Statistiken herrührt. Wir haben höhere steuerliche Belastungen und wir haben geringeres Wachstum.
Ich würde Schröder als Person jedes Mal wieder wählen, wäre er nicht in der falschen Partei. Die SPD ist allein vom Kräfteverhältnis her seit vielen Jahren nicht mehr in der Lage, kraftvolle Reformen durchzuführen. Ich persönlich bedauere sehr, dass Schröder letzten Endes über Machtspielchen gestolpert ist und von Merkel abgesetzt werden soll (siehe unten).
Bündnis 90/Die Grünen
Braucht man nicht viel dazu sagen - das was oben als Antwort auf mich kam, ist wie schon gesagt totaler Schrott; es wurde wie eigentlich immer hier im Forum das verstanden, was man verstehen will.
Aber all die Dinge die man den Grünen vorhalten mag, sie haben eines definitiv geleistet: sich von nichts auf gute 9% hochgearbeitet. Sie haben es geschafft durch möglichst gute Standhaftigkeit und durch Personen, die schlicht sympathisch ihr Programm herüberbringen. Dass dieses Programm letzten Endes für Deutschland zurzeit nicht tragbar ist, ist weithin verbreitete Meinung und an sich auch nicht falsch (Teile des Grünen-Programms sind zu kurz gedacht, siehe Atomausstieg). Eines muss man aber dennoch eingestehen: Umweltschutzpolitik ist gerade in der heutigen Zeit wichtig und ein Umdenken hierfür muss im Volk stattfinden. 5 DM für den Liter Sprit schienen damals noch undenkbar, mittlerweile liegen wir schon bei 3 DM - und zwar nicht nur aufgrund der steuerlichen Belastungen. Es ist wichtig, unser Land in dieser Hinsicht weiter denken zu lassen als alle anderen, um in diesem Sektor vielleicht einmal eine führende Rolle einzunehmen.
NPD/DVU, Linke, MLPD, APPD und andere kleine Splitterparteien
Braucht man keine Worte drüber zu verlieren. Ein-Punkt-Programme, kurze Medienauftritte, Spaßparteien. Wer eine davon auch nur im Ansatz ernsthaft wählt, bewegt sich auch schon im Bereich jenseits von gut und böse
CDU
Kommen wir zur CDU und lassen wir sieben Jahre als auch diesen Wahlkampf Revue passieren. Wir kommen letzten Endes auf eine Partei, die sich ebenso uneinig präsentiert hat, wie die SPD. Und auf eine Opposition, die kindisch "auf die bösen Großen" gezeigt hat. Die teils wirklich gute Reformen der SPD kaputtgeredet hat, nur damit sie nicht durchkommen. Die schon beim letzten Mal einen Kanzlerkandidaten gestellt hat, der kein Schuss Pulver taugt und rhetorisch mehr durch sein "Ähhh... Ähhh!" aufgefallen ist, als durch seine Programmatik. Eine Partei, die fähige Leute wie Merz und Schäuble absägt und jetzt erst wieder im letzten Moment aus der Gosse holt, jetzt da man sich, wie auch schon bei der letzten Wahl, Stimmen vertan hat.
Mit was sind Aussagen eines Stoibers zu rechtfertigen? Er ist ein bedeutender Politiker in Deutschland, also muss er seinen Mund so zu halten wissen, dass Ausrutscher wie der Bekannte nicht passieren dürfen. Das, lieber nice-one, sind Rohrkrepierer. Stoiber hat die CDU Unmengen an Stimmen gekostet und im Ansehen zumindest im Osten stark sinken lassen.
Das Problem Kirchhof: seine Aussagen kommen vollkommen unabgestimmt mit der Partei herüber, verunsichern das Volk. Darf so etwas heutzutage noch passieren, vor allem wenn man einen starken Mediengegner hat? Darf es nicht -> Rohrkrepierer. Ist das Steuerprogramm von Kirchhof überzeugend? Auch das (noch) nicht. Deutschland ist dafür noch nicht weit genug und wird es auch die nächsten vier Jahre nicht sein.
Zurück zu dem, wie sich die CDU darstellt: sieben Jahre lang Opposition, sieben Jahre lang Geheule und Uneinigkeit. Sieben Jahre lang "Rot-Grün kann nix, aber wir". Sieben Jahre lang aber im Umkehrschluss keine richtigen Vorschläge.
Die CDU wird definitiv mehr können - aber ein Grund liegt darin, dass der SPD-Kanzler Reformen begonnen hat, sehr viel Schmach deswegen einstecken musste und erst
jetzt das Volk soweit ist, diese Reformen auch tatsächlich hinzunehmen. Da hat es eine CDU natürlich sehr viel leichter! Man nennt das so schön "Wir sagen die Wahrheit". Letzten Endes hat die CDU im Grunde nur einen großen Vorteil: sie ist insgesamt konservativer ausgelegt und kann daher arbeitgeberfreundlichere Änderungen recht problemlos durchsetzen. Solche Dinge braucht Deutschlan wieder. Wirklich wählen könnte ich eine CDU aber nicht, die sich auch in diesem Wahlkampf wieder schlecht positioniert hat.
An die Merkel-Verteidiger (und wieder an die, die durch ihr dummes Geschwätz hier aufgefallen sind): Hand aufs Herz - da braucht man im Grunde genommen doch gar nicht viel sagen. Keiner bezweifelt, dass Merkel eine kluge Frau ist. Und keiner hätte damit ein Problem, eine Kanzlerin zu haben - Führungsmächte haben schließlich einige starke Frauen präsentiert. Mit diesen kann sich Merkel aber schlicht nicht messen. Merkel fehlt nämlich Charisma, Biss und einfach all das, was eine Frau ausmacht. Es tut mir leid - mit so etwas möchte ich mein Land nicht repräsentiert sehen. Wenn ihr das anders seht, dann hängt euch ein Bild von ihr ins Wohnzimmer und schreibt drüber "Das ist Deutschland!".
FDP
Die FDP ist ja schon immer ein Problemkind gewesen, weil sie sich noch nie so richtig positionieren konnte. Letztes Mal die 18%-Lachnummer mit Spaßkanzler Westerwelle - das hat Ansehen gekostet und stieß selbst in der eigenen Partei auf erheblichen Widerstand. Heute noch hält man der FDP Schmidt'sche Zeiten und "die Fahne im Wind" nach, vergisst aber dass in den Stadt- und Landtagen munter koaliert wird, dass es einem die Schuhe auszieht (hier bspw. CDU/Grüne). Die FDP gilt seit jeher als Partei der Reichen.
Diese Überzeugungen kann man nur ablegen, indem man sich intensiv mit allen Programmen beschäftigt. Hinter der FDP steht nichts anderes als Liberalität - wer sich mit Wirtschaftspolitik beschäftigt hat, wird da auch Namen wie Keynes (Keynesianismus) gegen Friedman (Monetarismus) gelesen haben. Die FDP steht u. a.für definitiven Bürokratieabbau, eine vereinfachtes aber für alle erträgliches Steuersystem, für privatisierte Alters- und Krankenvorsorge.
Wenn man sich mal klar und ganz ohne irgendwelche Vorbelastungen dieses Programm durch den Kopf gehen lässt, kann man zu keiner anderen Ansicht kommen, als dass es für Deutschland zumindest das kleinste aller Übel ist. Ich will jetzt hier keine weiteren 10 Seiten schreiben, warum das so ist - wer sich nicht Parteiprogrammen beschäftigen will, soll einfach dumm sterben (und bitte hier den Mund halten, wenn man mal ernsthaft diskutieren will). Es ist und bleibt einfach eine Tatsache, so ungern viele das auch hören mögen. Es gilt jedenfalls grundsätzlich mal eines: je besser es dem Unternehmer geht, desto geht es den Angestellten in Zeiten von starken Gewerkschaften. Wer heute noch, wie soviele auch hier im Forum die Ansichten des "Ausbeuters Unternehmer" vertritt, gehört in die Zeit um 1850 zurückversetzt.
Warum ich also FDP wähle? Um eine Regierung abzulösen, die nicht mehr in der Lage ist, Reformen durchzusetzen, aber vor allem auch, um das Programm der CDU liberal korrigieren zu lassen von einer Partei bei der ich mir sicher sein kann, dass sie zu ihren Aussagen steht. Ein Regierungswechsel ist notwendig, um Deutschland nicht weiter stagnieren zu lassen - nur deswegen, nicht wegen Schröder an sich.