Schlauer, fitter, gesünder - das Wundermittel Wasser
Wasser trinken beeinflusst Körper und Geist mehr als gedacht
Leonardo vom 24. April 2002
Wasser bedeutet Leben. Alle Lebensvorgänge auf der Erde sind vom Wasser abhängig. Ob Tier, Mensch oder Pflanze, ohne Wasser kann nichts und niemand existieren.
Ein Mensch kann einen Monat lang ohne Nahrung überleben, aber nur wenige Tage ohne Wasser. Nach spätestens 10 Tagen ist unser Körper vertrocknet. In der Wüste schon nach vier Tagen.
Mengenmäßig ist Wasser unser wichtigstes Lebensmittel. Wir benötigen täglich mindestens 1 bis 2 Liter Trinkflüssigkeit. Denn Wasser ist der Hauptbestandteil unseres Körpers. Etwa zwei Drittel unseres Körpergewichts ist reine Flüssigkeit.
Ein Mensch der 75 Kilo wiegt, hat etwa 40 Liter Wasser im Körper. Über die Hälfte der Körperflüssigkeit, circa 26 Liter, befinden sich innerhalb unserer Zellen. 8 Liter schwimmen in den Zellzwischenräumen und knapp 4 Liter im Blut. Dicke Menschen haben übrigens weniger Wasser im Körper als dünne. Das Fettgewebe kann einfach kein Wasser speichern.
Um den Wasserhaushalt des Körpers im Gleichgewicht zu halten, arbeiten mehrere Mechanismen Hand in Hand. Ein kompliziertes System, an dem vor allem die Nieren, unser Blut und das Gehirn beteiligt sind. Sie verständigen sich untereinander mit Botenstoffen - mit Hormonen - über den Wasserstand im Körper.
Das Gehirn koordiniert die ganze Aktion. Herrscht Wassermangel, sorgt es dafür, dass wir Durst bekommen. Gleichzeitig lassen die Nieren keinen Tropfen mehr aus dem Körper. Reagiert der Mensch nicht rechtzeitig und trinkt, kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen.
Fehlt dem Körper Wasser, verdickt sich das Blut. Es fließt langsamer und bringt dadurch weniger Sauerstoff in den Körper. Gleichzeitig muss die Niere versuchen mit weniger Flüssigkeit, die Schadstoffe aus dem Körper zu spülen. Diese gelangen über das Blut zu ihr. 180 Liter filtert sie am Tag. Und wenn zuwenig Flüssigkeit da ist, wird das schwierig. Das ist so ähnlich, als wollte man versuchen, mit einem einzigen Glas Wasser eine schmutzige Badewanne zu säubern. Da bleibt eine ganze Menge Dreck einfach hängen. Und so kann auch schon geringfügiger Wassermangel zu gesundheitlichen Schäden führen. Ärzte aus Israel haben zum Beispiel bei Wüstenbewohnern festgestellt, dass diese vermehrt an Nierensteinen leiden. Da sie dauerhaft zu wenig Flüssigkeit zu sich nehmen, werden die Nieren nicht optimal durchspült.
Doch Trinken hilft nicht nur gegen Nierenstein, es steigert auch die körperliche Leistungsfähigkeit. Das hat die Beobachtung von Radfahrern gezeigt, die eine Woche lang doppelt soviel tranken, als sonst. Sie brauchten für eine 15-Kilometer lange Strecke plötzlich zwei Minuten weniger. Ein immenser Leistungsanstieg durch reines Trinktraining. Ausgelöst, weil mit mehr Wasser der Austausch von Giftstoffen und die Sauerstoffversorgung besser und vor allem schneller abläuft.
Wassermangel taucht aber immer wieder im ganz alltäglichen Leben auf. Auch in Deutschland. Und das, obwohl der Durchschnittsbürger laut Statistik 150 Liter Wasser am Tag verbraucht. Allerdings zum Waschen, Baden, Duschen und Putzen. Höchsten 6,5 Liter von den 150 werden zum Trinken und Kochen verwendet. Und vermutlich viel mehr zum Kochen als zum Trinken. So kommt es immer wieder vor, dass besonders ältere Menschen in verwirrtem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil sie zu wenig getrunken haben. Flüssigkeitsmangel wirkt sich sehr schnell auf das Gehirn aus. Die Folgen sind Halluzinationen, Komma und in letzter Konsequenz der Tod.
Das Problem: Im Alter nimmt das Durstempfinden bei vielen Menschen ab. Sie bemerken deshalb gar nicht, dass sie zu wenig trinken.
Wassermangel bedeutet gleichzeitig auch Salzmangel im Körper.
Der Grund: Im Wasser sind immer auch Salze enthalten. Und für den Wasserhaushalt im Körper ist Salz von entscheidender Bedeutung. Es sorgt dafür, dass das Wasservolumen im Blut, in den Zellen und zwischen den Zellen immer gleich bleibt. Denn Salz bindet Wasser und zieht es so immer dorthin, wo es gebraucht wird. Ein ausgeklügeltes System arbeitet da im Körper. Im Blut ist die Salzkonzentration am höchsten. So kann das Blut Wasser aus den Zellen ziehen und zur Niere bringen, die es filtert. Das Salz steuert also, wo das Wasser im Körper hingeht. Und ist damit für alle Lebewesen notwenig. Allerdings nur bis zu einem bestimmten Pegel. Trinken wir z.B. salziges Meerwasser, trocknen wir aus. Unsere Zellen schrumpeln ein, weil zu viel Wasser ins übersalzende Blut abführt wird. Der Wasserhaushalt gerät aus seiner Balance. Zu viel Salz ist deshalb genauso ungesund wie zu wenig. Das zeigt sich als erstes beim Blutdruck. Zu viel Salz lässt ihn in die Höhe schnellen, zu wenig sehr schnell abfallen. Deshalb lässt sich auch über die Konzentration von Salz im Blut ermitteln, wie es um den Wasserhaushalt im Körper bestellt ist.
Durst entseht also immer dann, wenn zu viel Salz und damit zu wenig Wasser im Körper ist. Die Folge: wir bekommen einen trockenen Mund. Ein Alarmzeichen! - Es tritt bereits bei einem Flüssigkeitsdefizit von unter einem Prozent auf.
Bei einem 78 Kilo schweren Mann, dessen Wasserhaushalt ein Volumen von circa 50 Litern hat, fehlen dann bereits ein bis zwei Liter Flüssigkeit im Körper. Schon bei einem Wasserverlust von 10% der Gesamtkörperflüssigkeit - bei dem 78 Kilo Mann sind das fünf Liter zu wenig - schon bei diesem Verlust können Verwirrungszustände und Kopfschmerzen manchmal sogar Bewusstlosigkeit auftreten. Steigt das Wasserdefizit im Körper auf über 20%, führt das zum Tod durch austrocknen.
Ohne Wasser könnte nicht eine einzige der Millionen Zellen in unserem Körper arbeiten. Denn über das Wasser transportiert jede Zelle das Produkt, was sie herstellt, in den Blutkreislauf. Hormone oder Proteine z.B. Und über das Wasser bekommt sie die nötigen Nährstoffe geliefert, also das Material, was sie für ihre Produktion braucht. So findet über das Wasser im Blut der lebenswichtige Austausch von Nähr- und Abfallstoffen statt. Eine Art großes Wasserstraßentransportnetz, das für die Zellen überlebenswichtig ist.
Mit zunehmendem Alter sinkt allerdings der Wassergehalt in unseren Zellen.
Bei Säuglinge bestehen noch 80 Prozent des Körpers aus Wasser, bei älteren Menschen sind es dagegen oft nur noch 50 Prozent. Die Zellen arbeiten langsamer und deshalb brauchen sie auch weniger Transportflüssigkeit. Für das Trinken bedeutet dass: Säuglinge müssen, gemessenen an ihrem Körpergewicht, mehr Flüssigkeit zu sich nehmen als Erwachsene.
Über die Haut entweicht ständig Wasser. Das sieht und spürt man, wenn es warm wird. Wir schwitzen. Das Wasser auf der Haut hilft dem Körper, seine Temperatur von 37 Grad Celsius zu halten. Ungefähr zwei Millionen Schweißdrüsen sorgen dafür, dass sich ein dünner Wasserfilm auf der Haut verteilt. Der verdunstet durch die überschüssige Körperwärme. Es entsteht eine sogenannte Verdunstungskälte. Wie viel Wasser bei der Schweißsekretion abgegeben wird, ist sehr unterschiedlich. Ein Sportler von 70 Kilogramm Körpergewicht kann bis zu 1,8 Liter Schweiß pro Stunde produzieren und sollte deshalb regelmäßig trinken.
Zu viel Wasserverlust z.B. durch Schwitzen in der Sauna wirkt sich nach neusten Untersuchungen auch auf unsere Gehirnleistung aus. Die Denk- und Merkfähigkeit lässt mit dem Saunieren nach. Der Flüssigkeitsverlust, selbst wenn nach dem Saunabesuch ausreichend getrunken wird, wirkt sich noch 24 Stunden später auf das Kurzzeitgedächtnis aus. Testpersonen konnten sich bis zu einen Tag lang nach dem Saunagang viel schwerer Zahlenreihen merken oder hatten Probleme sich an den Inhalt von Videos zu erinnern. Und das, obwohl sie ausreichend getrunkenen hatten. Da erstaunt es kaum, dass wer nach der Schwitzkur nichts trank, geistig vollkommen abbaute. Einige der Testpersonen litten sogar unter Alpträumen.
Wasser macht zwar nicht schlauer, aber es belebt Geist.
Zu viel Wasser kann man eigentlich nicht trinken. Auch dafür hat der Körper ein Warnsignal. Nach mehr als einem Liter wird einem einfach schlecht. Bei einem gesunden Menschen scheiden die Nieren alles überflüssige Wasser wieder aus. Theoretisch kann man bis zu 10 Liter pro Tag vertragen wird, ohne dass es schadet.
Wer regelmäßig Wasser trinkt, versorgt den Körper nicht nur mit Flüssigkeit, sondern gleichzeitig mit Mineralstoffen und Spurenelementen wie Magnesium, Natrium, Kalium, Calcium, Fluorid und Eisen.
Egal ob Mineral- oder Leitungswasser. Wasser transportiert alle lebensnotwendigen Substanzen dahin, wo sie im Körper gebraucht werden.
Also, lieber einen Liter mehr, als einen Schluck zu wenig.
Quelle: WDR Seite