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Registrierungsdatum: 25. Oktober 2005

Beiträge: 8

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Dienstag, 25. Oktober 2005, 20:16

[Lehren ist lästig] Eure Meinung!

Zitat

Lehren ist lästig

Warum Deutschlands Professoren erhebliche Mitschuld an der viel beklagten Bildungsmisere tragen
Von Tanjev Schultz



Für Deutschlands Professoren ist das schöne Forscherleben erst mal perdu. Zum Start der Vorlesungszeit werden in dieser Woche wieder Tausende Studenten auf den Campus strömen, die alle betreut und belehrt werden wollen. Dabei hätten die Wissenschaftler so gerne noch ein Manuskript abgeschlossen oder eine Konferenz vorbereitet - all das muss nun warten. Zu schwer drückt sie die Last der Lehre. An den finanziell auf Dauer-Diät gesetzten Hochschulen kommen auf jeden Professor im Durchschnitt 60 Studenten, in anderen Ländern sind es halb so viele, an US-Eliteunis liegt das Verhältnis bei 1:10. So fiebert manch ein Hochschullehrer hierzulande schon jetzt wieder den Semesterferien entgegen und rüstet sich zur Studentenabwehr: Am ersten Tag, wenn der Hörsaal gerammelt voll ist, bringt er bewusst nur Kopien für ein Dutzend Studenten mit. Dann hält er einen monotonen Monolog - und zur nächsten Sitzung werden die meisten nicht mehr wiederkommen.


In Deutschland gibt es für Professoren kaum Anreize, ihre Kraft und Kreativität in die Lehre zu stecken. Ihr Prestige gewinnen sie nach wie vor fast ausschließlich in der Forschung. Leistungszulagen sind im engen Korsett staatlicher Besoldungsregeln kaum vorgesehen. Druck oder Ansporn durch Kollegen sind rar - im Seminar zeigen die Forscher eine ähnlich sture Einzelkämpfer-Mentalität wie viele Lehrer an den Schulen. Dozenten, die ihre Lehre mit besonders viel Elan angehen, sind schnell die Dummen. Am Ende können sie sich kaum retten vor Prüflingen und Hausarbeiten.


Zurzeit stöhnen etliche Professoren nicht nur über die Pflichten der Lehre, sondern auch über die Reform der Studiengänge. Die Umstellung auf die internationalen Abschlüsse Bachelor und Master ist in vollem Gange, und damit verbunden eine Neuordnung der Inhalte und Prüfungen. Hochschullehrer, die sich mit der bisher üblichen unverbindlichen Wurstelei arrangiert hatten, zetern nun über eine angebliche Verschulung des Studiums. Sie verdrängen die Tristesse der alten Zustände: Die hehre Freiheit, die sie verteidigen, endete viel zu oft im Schlendrian, in frustrierten Studienabbrechern und orientierungslosen Absolventen. In den neuen Studiengängen steigt das Gewicht jeder einzelnen Lehrveranstaltung; es kommt jetzt nicht nur auf die Prüfungen am Ende an. So steigt die Chance, dass Seminare und Vorlesungen von Studenten und Dozenten ernster genommen werden.


Der Wettbewerb der Universitäten darf sich nicht auf die Forschung beschränken. Es ist ein Fehler, dass sich die gerade angelaufene Exzellenzinitiative, bei der Bund und Länder den Universitäten fast zwei Milliarden Euro spendieren, auf die Forschung und die Doktoranden-Ausbildung beschränkt. Ursprünglich sollte auch Exzellenz in der Lehre prämiert werden; entsprechende Formulierungen fielen aber dem Streit der Länder und des Bundes über die Kompetenzen in der Hochschulpolitik zum Opfer. Die Union und ihre Ministerpräsidenten müssten also über den Schatten ihres übersteigerten Bildungsföderalismus springen. Dieser Schatten ist seltsam lang, wenn man sieht, wie kurz die Universitäten von den Bundesländern gehalten werden.


Die Lehrkompetenz muss bei Berufungen mehr Gewicht bekommen, die pädagogische Ausbildung der Professoren professioneller werden. Ansätze dafür gibt es im Fach Medizin: Mehrere Fakultäten haben in diesem Jahr ein gemeinsames Weiterbildungsstudium eingerichtet, in dem sie die Ausbilder ausbilden. Wissenschaftler müssen lernen, dass sie ihre didaktischen Fähigkeiten nicht allein auf Talent und Zufall gründen können. Um sie in ihrem Lernprozess zu unterstützen, wäre es wichtig, dass auch Politiker aus der Überlastung der Universitäten endlich die richtige Lehre ziehen: Mehr Professoren braucht das Land.






Sind Studenten unter uns? Was sagt Ihr zu der Forderung der Autorin nach mehr Professoren für das Land? Haltet ihr dies für richtig? Wenn nein, warum nicht? Was habt Ihr für Erfahrung mit der Problematik die im Text geschildert wird?
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