Ne is eigentlich gar nich so lustig, aber ich erzähl's trotzdem geschwind. Sorry für den langen Text, man kann's kaum raffen ohne das der Sinn verlorengeht.
Ich war vor jetzt ziemlich genau zwei Jahren in so nem Jura-Crashkurs und saß da in der letzten Reihe dummerweise direkt an der Klotüre. In die erste Reihe hatte sich unter anderem so'n Strebermädel gehockt. Gut, irgendwie bin ich der dann mal aufgefallen und offenbar hatte die halt was an mir. Daraufhin hatte die sich im Fünf-Minuten-Takt den Kopf nach hinten verrenkt (saß quasi minimal versetzt zu ihr) und wenn ich dann hinschaute, "unauffällig schnell" wieder nach vorne gedreht

Wie ein Teenie eigentlich. So, wie gesagt saß ich direkt am Abé. Irgendwann hatte die die Taktik entwickelt besonders oft auf die Schüssel zu gehen, aber immer nur dann, wenn die Warteschlange besonders lang war

Beim ersten Mal nach dieser neuen Taktik, glaube ich, war sie sogar so nervös, die hat sich ungelogen pausenlos aufs Herz geklopft

Total aufgedreht und ultra-schüchtern zugleich. Recht schnell hatte sie daher für mich persönlich den Namen "Wuschige" weg

Klingt jetzt bissel fies so wie ich das sag, eigentlich fand ichs eher nett und ehrlich gesagt auch bissel schmeichelhaft weil die eben so richtig verschossen schien und das auch zeigte anstatt es, wie bei den meisten üblich, mit Arroganz zu überspielen. 24 waren wir beide übrigens und sie auch keine hässliche. Kleidungsstil leider wie ausm H&M-Prospekt

, aber gut.
Naja, bin dann nach paar Malen auf sie zu. Ich hatte rumüberlegt weil ich ja zu der Zeit schon paar Monate mit meiner Ex zusammen war, aber damals war genau so ne Phase aufgrund derer ich mich kürzlich eben trennte. Also dachte ich mir, wär's vielleicht ganz nett jemanden Neues kennenzulernen. So, und jetzt kommt der christliche Teil
Ich war eines Abends auf ihrem StudiVZ-Profil drauf und in ihren Gruppen waren drin (ich fand das so lustig, ich hab's abgespeichert):
- EC - Entschieden für Christus
- ErLebt
- God is Good
- jesustreff stuttgart
-
Wo verstecken sich nur die hübschen männlichen Christen?
Ok, ich selbst bin nicht direkt gläubig, umgekehrt aber auch kein Atheist. Im Gegenteil, ich stehe der Religion im Allgemeinen und unserer im Speziellen als Teil unserer Kultur recht offen gegenüber und hab mich da auch mal bissel zur Geschichte der Bibel und zur Interpretation des Alten und Neuen Testamentes belesen. Deswegen hatte ich sie dann mal drauf angesprochen und dann sprudelte es aus ihr Raus wie aus einer Fontäne
Gut, ich endete im Jesustreff Stuttgart. Der ist ein Jugendtreff der offiziellen evangelischen Landeskirche. Sie versprach mir damals, die Gottesdienste seien der Hammer. Ja, stimmt grundsätzlich auch, je nach Interpretation halt

Also zunächst spielt da immer ne kleine Band, jede Woche wechselnd, und man singt und tanzt bissel dazu. Moderne Christliche Lieder halt, und merke: wo man singt, da lass dich ruhig nieder - böse Menschen singen keine Lieder. Geil halt wenn dann die Leute wie in Trance die Hände zum Himmel streckten sobald irgendwie das Wort "Jesus" oder "God" gesungen wurde

Ok, aber auch bis hierhin wirklich nicht böse gemeint. Ich fands ehrlich gesagt ganz amüsant da mitzumachen.
Danach die Predigt. Das sind dort ausschließlich Laienprediger aus der Gruppe und was die Predigen, ist der Hammer. Damals liefen die Popstars (TV-Casting). Und die Predigerin hat über die Leute hergezogen, mein lieber Scholli. Geltungssüchtig seien sie, egoistisch und -zentrisch. Vom Weg abgekommen, von Gott entfernt. Ich meine, hey, das kann man sich ja meinetwegen noch denken, aber doch bitte net in einem Hause Gottes predigen?! Da erwartet man eigentlich Liebe und Toleranz. Ging aber noch weiter: eigentlich kennt man ja in unserer heutigen Zeit Gott als, naja, eben das gütige, vergebende Wesen, das alle Menschen liebt auch wenn sie sich von ihm abwenden. Auch so bissel im Zusammenhang mit seinem Namen JHWH. Jetzt hatten die dort ein Zeugs gepredigt wie in einer Feudelherrschaft. GOTT(!) ist alles, du bist nichts. Sülze GOTT nicht mit deinem Leid voll, sondern DANKE ihm dafür dass du überhaupt leben darfst. Lauter so Schund halt.
Natürlich durften auch nicht die Hauskreise und die vollständige Integration ins Leben fehlen. Auf gut deutsch: Sekte pur. Und so hast dann die Leute auch erlebt - zusammen in ihrer Gemeinschaft sind die aufgeblüht und haben sich dann von allen außerhalb distanziert (auch jenes Mädel), doch alleine total schüchtern und introvertiert. Von Toleranz und Offenheit nichts zu spüren - jedenfalls nichts was unter der Oberfläche noch angehalten hätte.
Das End vom Lied war, dass ich mich dann klammheimlich zurückgezogen hatte

jenes Mädel hat dann übrigens doch noch einen hübschen Christen gefunden (also der sah wirklich gut aus für meinen Geschmack) und lebt mittlerweile in Australien. Ende gut, alles gut.