Saisoneröffnung 2007: Projekt ’’Angststreifen’’
Freitag, 9.3.07:
Es ist 18 Uhr und der Himmel ist stark bewölkt über Oberberg. Meine Eltern (44/45 Jahre), mein Bruder(17) und ich (19) sitzen gemütlich im Wohnzimmer, trinken Tee und Kaffee, essen Kuchen dazu und unterhalten uns. Meine kleine Schwester (4 Jahre) spielt mit kleinen Modellmotorrädern im Zimmer nebenan. Ein typisch deutscher früher Abend eben...
Bis zu dem Zeitpunkt als Paps den Wetterbericht in der Zeitung entdeckt. Wochenende an die 20°C und Sonne, die inoffizielle Saisoneröffnung 2007, keine Frage!
Ungefähr 20 Minuten später sitzen wir in der Garage und schrauben. Öl wird nachgefüllt, Ketten gespannt, Routen besprochen und Bikes geputzt. Überall liegen Werkzeuge, Mittel und Flüssigkeiten aller Art und die Laune ist spitze! Als ich quasi nach etwas über einer Stunde mit meiner Ninja fertig bin sehe ich die schrecklichen Überbleibsel kälterer Tage: meine letztjährig so fein abgefahren Reifenseiten (im Volksmund als Angststreifen bekannt) sehen seltsam steril aus, ganz klar ein Fall von mangelnder Schräglage und meine Mundwinkel verziehen sich voller Missmut steil nach unten. Nun denn, der Samstag sollte kommen...
Samstag, 9.3.07:
Die Sonne scheint und wir haben 14 Uhr. Gentleman, please start your Engines! Ich drücke den E-Starter und die 600er springt beim ersten Versuch laut kreischend an und schnurrt wie ein verwöhntes Kätzchen in den warmen Armen ihrer Besitzerin. Nebenbei mach ich mich fertig, Kombi dicht, Stiefel zu und Helm gesichert. Kurzer Blick auf die Temperaturanzeige und los geht’s. Strecke Reichshof – Freudenberg über Wildbergerhütte, viele scharfe Kurven.
Die ersten 10 Km gehen über eine verwinkelte Schnellstraße oberhalb des Wiehltals, ideal zum Warmfahren der Bereifung (Michelin Pilot Power). Mit gut 180 Klamotten durch ne enge links-rechts Schikane, Autos fliegen an mir vorbei und ein Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. Kurzer Erholungsphase bei den Ortschaften Odenspiel und Wildbergerhütte und dann geht es endlich richtig los !!!
Direkt die erste Kurve nach Hütte hat es in sich, hart rechts, leicht angebremst und dann mit Vollgas beim Herausbeschleunigen direkt in die 200m entfernte Linkskurve, doch da geht noch mehr! Nächste Kurve noch schneller, Gasgriff stark nach hinten gezogen, 11.500 U/min der Motor brüllt, 12.000 , 13.000 U/min und das Gummi radiert. Mein Grinsen verzieht sich kurz, damit ich nicht noch anfange zu Sabbern und weiter geht’s! Kurze Grade, kurzer Wheelie, 170 steht am Ende der Gerade auf dem Tacho und die nächste Kurvenpassage Rechts-Rechts-Links wird abgeritten, während die Schleifer meiner Stiefel die Straße küssen und ich vor Geilheit einfach laut brüllen könnte. Kurzes Bremsmanöver ,wegen einem alten 3er BMW auf der Straße vor mir ,einen Gang runter und mit fiesem 4-Zylinderkreischen an dem Straßengefechtskreuzer vorbei. Die lange Gerade und Tempo 220 tragen mich schnell in die nächsten Kurven, wo ich mich eingangs verbremse und der Hinterreifen wieder leicht schräg geht, Maschine kurz einfangen und wieder angasen, kein Tempo verlieren! Meine Güte, das Fahrwerk der RR macht einfach alles mit und nach einem Stoßgebet an den Leistungsgott reißen die Beschleunigungskräfte wieder an meinen Armen, raus aus der Kurve. Eine große BMW (GS 1200) taucht vor mir in Gegenrichtung auf, kurzer Bikergruß und wieder steht eine Gerade an, allerdings mit vielen Schlaglöchern, die die Kawa-Federung mit der ihr eigenen Straffheit durchtrampelt und mich richtig durchschüttelt. Aber das ist in der nächsten Kurve schon wieder entschuldigt, die Ninja zirkelt mit traumwandlerischer Präzision durch die Passage. Nach gut 1:30 Stunden mach ich mich so langsam auf den Rückweg und statte der Autobahn noch einen kurzen Besuch ab und schlittere abschließend noch einmal durch die Autobahneinfahrt, ein älteres Ehepaar auf der Nebenspur hupt kurz ehe sie im Rückspiegel verschwinden, kein Verständnis für die Verbindung von Gas, Kupplung und Reifen, aber wer will’s ihnen verdenken. Und dann?
Autobahn schnell runter und nach ca. 2 Stunden wieder zurück in der Garage. Kurzer Blick auf den Reifen, Angststreifen verschwunden und der Reifen sieht wieder gleichmäßig befahren aus. Auftrag erfüllt!
Samstag, 18:11 Uhr:
Im Wohnzimmer ein leckeres Pils und MotoGP (Aufnahme) im Fernseher, so kann man einen Tag doch ausklingen lassen. Ich freue mich schon auf den Sonntag....
Epilog:
An alle, die damals vllt meinen Fotothreat gelesen haben. Der Lenker kommt am Montag und wird im Laufe nächster Woche montiert, dann kann der ätzende Superbikelenker endlich weg. Ansonsten habe ich mich für nen LeoVince EVO 2 entschieden ,der in 2-3 Wochen ankommt. Werde dann beizeiten auch noch Fotos reinstelle und ggf. einen kleinen Soundcheck mit Vorher-Nachhereffekt anhängen
Mit freundlichen Grüßen
Kawa-Racer (Kriss)
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Kawa-Racer« (10. März 2007, 23:37)