Von: Falk

(c) Piaggio

Das bewegte Leben des Unternehmers endete zu einer Zeit, in der sich der Wert „seiner" Piaggio Aktie, deren Notierung er im Jahr 2006 an der Mailänder Börse beantragt hatte, auf höchstem Niveau konsolidierte.

Die Jahre, die Roberto Colaninno für den Zweiradkonzern mit Sitz in Pontedera, Toskana, tätig war, markieren die zweite Hälfte seiner beruflichen Karriere. Der Karrierehöhepunkt der ersten Hälfte - oder „Primo tempo", so der Titel seiner Biografie, die seinen Lebensweg bis 2006 beschreibt, war die Transaktion, die seinen internationalen Bekanntheitsgrad als Manager und Unternehmer begründete: Die Übernahme der Telecom Italia durch die „Jungs aus der Po-Ebene". In seinem Buch erklärt der sonst sehr zurückhaltende Manager, der in Mantua in einer aus Bari stammenden Familie geboren wurde, zum ersten Mal seine industrielle Vision.

Ein Blick zurück auf die Anfänge: Roberto Colaninno ist diplomierter Finanzwissenschaftler und heiratete 1969 im Alter von 26 Jahren Oretta Schiavetti. Seine beiden Söhne traten in seine beruflichen Fußstapfen. Der ältere, Matteo, geboren 1970, ist nach seiner aktiven politischen Laufbahn jetzt stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Piaggio Group. Michele Colaninno, der jüngere Sohn, geboren 1976, ist CEO und Chief Operating Officer der Industrieholding Immsi, Chief Executive for Product Innovation & Marketing Strategy der Piaggio Group und Präsident von ACEM, dem europäischen Verband der Motorradindustrie.

Roberto Colaninno begann seine berufliche Laufbahn 1969 als Verwaltungsleiter und später als Geschäftsführer bei FIAMM, einem Hersteller von Automobilkomponenten in Mantua. 1981 gründete er in Mantua die Autoteilefirma Sogefi, die später von CIR, der Holding der Familie De Benedetti, übernommen wurde. Der Schritt, der Roberto Colaninno öffentliche mediale Aufmerksamkeit brachte, war seine Bestellung zum CEO von Olivetti im Jahre 1996.

Das in Ivrea ansässige Unternehmen, das für seine Schreibmaschinen und Computer weltberühmt war, befand sich im Umbruch, nachdem es mit Omnitel die erste private Mobilfunkgesellschaft Italiens gegründet hatte und mit Infostrada eine Alternative zum bis dahin monopolistischen Festnetzbetreiber Telecom unterhielt.

Der Erlös von über sieben Milliarden Euro anlässlich der Übernahme durch Mannesmann bildete 1999 die finanzielle Basis für das Übernahmeangebot an Telecom Italia durch Olivetti. Ministerpräsident Romano Prodi hatte nämlich 1997 beschlossen, die Telecom Italia zu privatisieren, um die Staatsfinanzen Italiens vor dem Euro-Beitritt zu sanieren.

 

Nach seiner Berufung zu Olivetti beteiligte sich Colaninno über die Fingruppo S.p.A., eine Aktiengesellschaft in Brescia, am Unternehmen. Neben Fingruppo waren Hopa und die luxemburgische Investmentgruppe Bell, Beteiligungsgesellschaften unter der Leitung von Emilio Gnutti, an denen auch der ehemalige Unipol-Chef Giovanni Consorte, MPS und später Fininvest beteiligt waren, die wichtigsten Aktionäre von Olivetti. Die amerikanische Bank Chase Manhattan fungierte als Bürge, und der damalige italienische Ministerpräsident Massimo D'Alema (Oktober 1998 bis April 2000) bezeichnete Colaninno und seine Partner als „Captains courageous". Colaninno, der selbst kein Bell-Aktionär war, verfolgte bei der Übernahme eine vorrangig unternehmerische Vision.

Unter seiner Führung baute die Telecom in den folgenden zwei Jahren ihre internationale Position stark aus und erweiterte ihre Geschäftsfelder vom Festnetz zur mit der Gründung des Senders La7 vom Internet zum Fernsehen sowie von der Satelliten-Kommunikation zu IT-Systemen.

Die Bell-Anteilseigner verfolgten hingegen rein finanzielle Interessen und verkauften das Unternehmen nur zwei Jahre später an Olimpia, ein Unternehmen im Besitz von Marco Tronchetti Provera. Roberto Colaninno war mit dem Verkauf nicht einverstanden und trat von

Seinem Posten als CEO bei Olivetti zurück. Zum Zeitpunkt seines Rücktritts waren Olivettis Schulden noch nicht auf die Telecom übertragen worden, was Teil der von Colaninno ausgearbeiteten Finanzstrategie war.

2002 unternahm Colaninno mit dem Erwerb der Immobiliengesellschaft Immsi aus Mitteln seiner Abfindung sowie seinen Aktienoptionen von Olivetti und dem Erlös aus dem Verkauf einiger kleinerer Beteiligungen einen Neustart. Er wandelte Immsi in eine Industrieholding um, über die er 2003 Piaggio erwarb. Mit dem Kauf der Unternehmen Aprilia und Moto Guzzi im Dezember 2004 stieg Colaninno auch ins Motorradgeschäft ein.

Mit dem Börsengang im Jahr 2006 wurde die Verschuldung der Piaggio Group deutlich reduziert. Seitdem hat die Piaggio Group ein beeindruckendes Wachstum erzielt. Die Piaggio Group ist Europas größter Roller- und Motorradhersteller und einer der wichtigsten Branchenakteure weltweit. Die Piaggio Group besitzt die Zweiradmarken Vespa, Piaggio, Aprilia, Moto Guzzi, Gilera sowie Derbi. Außerdem produziert die Piaggio Group mit den Marken Ape und Porter leichte Nutzfahrzeuge. 2015 gründete das Unternehmen mit Piaggio Fast Forward eine Robotik-Sparte. Im Piaggio-Forschungszentrum für zukünftige Mobilität in Boston, USA, wurde auf Basis der Follow-me-Technologie die Landdrohne Gita entwickelt.

Immsi diversifizierte seine Investitionen und stieg mit dem Erwerb von Rodriquez Cantieri Navali in Messina und Intermarine in Sarzana – heute einer der weltweit führenden Hersteller von Minenjägern und Minensuchbooten – in den Schiffbau ein. Mit dem Is Molas Golf Resort, einem Luxusimmobilienprojekt auf Sardinien, investierte Immsi zudem in den Immobilien- und Tourismussektor.

Im Jahr 2008 beteiligte sich Roberto Colaninno an CAI, Compagnia Aerea Italiana, einem Unternehmen, das mit der Rettung der Alitalia beauftragt war. Über die Immsi-Group wurde er zu einem der Gründer des neuen Unternehmens, das die Fluggesellschaften Alitalia und Airone übernahm. Auch hier führte der spätere Eigentümerwechsel dazu, dass Colaninno den von ihm entwickelten Sanierungsplan für die Alitalia nicht zu Ende führen konnte. Damit ging ein weiteres Kapitel in der bewegten Geschichte der italienischen Luftfahrtgesellschaft zu Ende.

Neben seinen Ämtern als Vorsitzender und Direktor von Alitalia war Colaninno Mitglied des Verwaltungsrats von Mediobanca, Capitalia und anderen Finanzinstituten sowie Mitglied des Vorstands und des Rats von Confindustria, Italiens größter Arbeitgeberorganisation.

Roberto Colaninno hat darüber hinaus eine beeindruckende akademische Karriere gemacht und wurde mit zahlreichen hohen Auszeichnungen geehrt. Neben seinem Ehrendoktorat in Betriebs- und Volkswirtschaftslehre der Universität Lecce wurde ihm 2013 von der Scuola Superiore Sant'Anna in Pisa der Ehrenmagistertitel in Management, Innovation und Service Engineering verliehen. Im Jahr 2000 wurde Roberto Colaninno zum Cavaliere del Lavoro ernannt. 2014 wurde er von seiner Exzellenz Alain Le Roy, dem französischen Botschafter in Italien, mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet, den Le Roy wie folgt kommentierte: „Ein großer italienischer Unternehmer, der von jedermann anerkannt und bewundert wird."


<- Zurück zu: Herzlich Willkommen auf Youngbiker.de

Sitemap | Impressum | Verwendung von Cookies

Seitenlayout und Texte (c) 1998-2021 Redaktion Youngbiker.de
Impressum, Datenschutz, Rechtliche Hinweise, Quellenverzeichnis der Bilder und Rechteinhaber
 


Alte Hasen noch hier?
15:26 Panzerstricker
Wie sieht euer Auto aus? (kein Streit, Spam, etc)!
16:15 Squishy
LC2 Federbein
23:07 lc2Anfänger
Wasserpfeife Schon probiert?
12:43 Jason4949
Varatacho ausbauen
19:26 Chakalaka