Die Erlebnisphase

Mir wird jeder beipflichten können, dass das erste Mal mit dem eigenem Motorrad immer auch das "geilste" Mal ist. Man vergisst das Geld und eventuell auf sich genommene Belastungen, wenn erstmal der Motor läuft. Ich weiß noch genau, was ich damals dachte: "Ja geil, haste endlich mal ein Motorrad, das gleich anspringt und nen geilen Starterklang hat". Wer von einem 50er-Roller umsteigt, ist nicht sehr verwöhnt. Von da an war ich mehrere Wochen lang nur noch auf Achse - mit dem entsprechendem schulischen (Miss-)Erfolg. Was mich aber sehr schnell nervte, war die 80 km/h-Drossel. Durch die ungeschickte Art der Begrenzung wurde es für mich schon schwierig, einen Roller in der Beschleunigung abzuwimmeln. Ich entfernte im späten Frühjahr zuerst die Auspuffblende, wodurch die Maschine bis 8.000 U/min schon gewaltig abging - es war ein Gefühl, wie am ersten Tag. Allerdings setzte sich nun ständig der Auslassschieber fest, daher baute ich nochmals einige Monate später sämtliche Drosseln aus.

Hier kurz etwas am Rande: ich bin kein grundsätzlicher Gegner von Drosselungen, sie haben unbedingt ihre Berechtigung. Daher habe ich mich langsam auf die 27 PS gesteigert - übrigens mit dem Erfolg, dass ich in zwei Jahren und über 30.000 km keinen Unfall hatte.

Durch einen Defekt der Ölpumpe hatte ich nach 2.000 km den ersten Kolbenfresser, der auf Garantie ersetzt wurde. Die Zeit ohne Motorrad war schon recht nervig, leider dauerte die Reperatur wegen fehlender Ersatzteile rund eine Woche (manche Ersatzteile ließen auch zwei Monate auf sich warten). Mit dem jetzigen Zylindersatz fuhr ich übrigens 25.000 km ohne einen Schaden und Kolbentausch - soviel zur Stabilität von Zweitaktern (wenn man sie denn richtig behandelt). Mein zweiter Kolbenfresser bei 27.000 km wurde übrigens dadurch verursacht, dass ich versäumt hatte, Öl nachzufüllen.

Irgendwann kamen die ersten Verschleißteile: nach schon 8.000 km war die Kette ungleichmäßig gelängt, etwas später waren auch die Reifen fällig. Da es mir an Geld für die Werkstatt mangelte, habe ich die Reparaturen schlicht selbst durchgeführt. Klar, auf den ersten Blick spart man sooo viel Geld und sowieso und überhaupt sind die Werkstätten unfähig, hört man ja immer wieder... Heute kann ich dazu nur zwei Dinge sagen: 1. durch meine unfachmännischen Reparaturen und Erstversuche habe ich im Endeffekt mehr kaputt gemacht, als ganz. 2. die Schrauberei ätzt irgendwann ganz gewaltig. Meine derzeitige Maschine ist daher zu jedem Kundendiensttermin beim Händler - und läuft seit 25.000 km ohne auch nur einen Defekt. Die Classic hingegen war die zwei Jahre über extrem anfällig und hatte eigentlich immer "was" - wie gesagt, ich schiebe den Grund vor allem auch auf die fehlenden Kundendienste und auf eine weitere Tatsache: die Maschine wurde Sommer wie Winter bewegt, egal ob Regen oder Trockenheit. Insgesamt war es trotzdem schön - man hat viel getan und erlebt auf dem Bike. Ich war im Urlaub damit; ich wurde darum beneidet; ich war dadurch mobil und frei. Das waren so die Dinge, für die ich bereit war, viel Geld zu bezahlen - für Ersatz- und Verschleißteile, für Motorradkleidung und für Sprit wie auch für Öl.

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