Nach den Rennen auf der ausgeleuchteten Kartbahn bummelten wir noch durch die Boxengasse der Endurance-Teams und staunten über Materialschlacht und Professionalität aller Teilnehmer. Boxenstops wie in der Formel 1, Hinterradwechsel in zehn Sekunden, tanken und Fahrerwechsel. Überall perfekt eingespielte Teams bei denen jeder Handgriff saß.

Von unseren Fahrerlager-Nachbarn bekam ich eine Armbinde überlassen, mit der ich mich mit wenigen anderen über die Pitline hinausbewegen durfte. Besonders beeindruckte mich, wie Unterbrechungen durch einen Sturz behoben wurden. Jeder der Helfer nahm seinen Posten ein und bereitete sich mental auf die nächsten 10 Minuten vor. Als das Bike in die Box kam, ging alles rasend schnell. Was in meinen Augen wie ein Haufen aus Schrott mit Plastik und Alu aussah, zusätzlich mit Öl, Kies und Feuerlöschpulver verdreckt, war kurz vorher noch eine aufgeppte YZF R1 und alle Mann rotierten um sie wieder flott zu machen. In kürzester Zeit wurde die Schwinge, Gabel, Heckrahmen und Scheinwerfer durch Neuteile ersetz, sämtliche Hebel ausgetauscht und Flüssigkeiten aufgefüllt, getankt und Fahrerwechsel - in knapp 12 Minuten!

So schnell kann ein wirtschaftlicher Totalschaden behoben sein… Ein Blick in die Mülltonne hinter der Box ließ ahnen welche finanziellen Mittel hier fließen müssen. Alleine vom Materialwert der Schrottteile könnte man einen neuen Mittelklassewagen bezahlen. Ein weiteres grinsen im Gesicht sorgte ein Blick auf den Ersatzteile Tisch oder die an der Wand und Decke platzierten Ersatzkarbonverkleidungen. Sämtliche Teile wie edelste Markenfederelemente, Hebel, Rasten, Krümmer, Endtöpfe, Scheinwerfermodule, Ritzel, Felgen, Ketten, Bremsbeläge- und Scheiben in zigfacher Anzahl sauber geordnet, warteten auf Ihren Einsatz um eventuell eine Stunde später wieder ausgetauscht zu werden. Ein ungeheuerliches Spektakel. Jedoch sehr faszinierend. Einen Tausch der Motorräder kam jedoch nie in Frage, das untersagt das Règlement. Ein Ersatzmotorrad, aus welchem Motor und Rahmen entnommen werden durfte, musste hinter der Box stehen und auf seine Herztransplantation warten.