Wie jagt man jetzt also mit der XR1200? Herrlich kräftig beschleunigen, vor der Kurve die gut dosierbaren und wunderbar scharfen Nissin-Bremsen genießen, das Bike mit leichtem Nachdruck in die Schräge navigieren, sich über die sehr anständige Schräglagenfreiheit freuen, aufrichten und Vollgas - zum immer wieder geilen Motor-"Brooooom" siehe oben.
Die insgesamt einen Tick zu weich eingestellten Federelemente dämpfen Unebenheiten gut weg, wobei die Gabel vorne beim scharfen Bremsen merklich eintaucht. Bodenwellen spielen auch in Kurven keine Rolle, der Geradeauslauf ist bei hohen Geschwindigkeiten einwandfrei. Soweit man das bei einem Naked Bike sagen kann, bei dem der Wind um 200 km/h doch "a bisserl um `d Nos'n rum" bläst. Wie lange man diese Geschwindigkeit fahren will hängt vor allem vom Nacken ab, denn Windschutz gibt es kaum. Und sicher auch vom Tankinhalt. Bei Vollgas ist die Sporty kein Kostverächter, wer könnte es ihr verdenken. Ansonsten gibt sie sich bei sportlicher Fahrweise durchaus genügsam, ist mit 5,7l auf 100km zufrieden. Das leicht zu betankende, schmale Spritfass fasst 13l und ermöglicht so eine anständige Reichweite von 220 Kilometern. Nach 170 km fordert die XR erstmals zum Tanken auf. Den schön gemachten Tankdeckel kann übrigens leider jeder öffnen - er ist nicht abschließbar.
Das nett gestaltete, schlichte Kombiinstrument weiß aber noch mehr: neben dem gut ablesbaren digitalen Tacho und dem dominierenden Drehzahlmesser gibt's das Harley-typische LCD-Infofeld mit zwei Trip-Zählern, Gesamtkilometeranzeige und Uhrzeit. Warum die sonst gewohnte Restkilometeranzeige bei der XR fehlt, bleibt verborgen. Praktisch: bei ausgeklapptem Seitenständer läuft "Side Stand" durch das Display. Unpraktisch: der Seitenständer ist manchmal etwas knifflig auszuklappen, muss mit langem linken Bein nach vorne bewegt werden, ansonsten klappt er wieder ein.